Am Samstag, den 11.10.2025 fand in Fredersdorf PM das jährliche Erntedank- und Herbstfest statt.

Beim festlichen Erntedankgottesdienst sang der Kirchenchor, und die Kinder stellten die Geschichte der Arche Noah dar.

Gleich danach luden die mit selbstgebastelten herbstlichen Tischschmuck liebevoll vorbereiteten Tische und Bänke im und vor dem Festzelt die hungrigen Gäste zum Mittagessen ein. Im Dorfgemeinschaftshaus gab es ein reichliches Erntedank-Buffet und später eine große Kuchentafel. Alles kam aus den Küchen und teils auch aus den Gärten des Dorfes.

Viele sorgfältig eingeteilten Küchenschichten begleiteten den Tag im Hintergrund. Eine Getränkeecke war den ganzen Tag offen. Die vielen Arbeiten für das Wohl der Gäste werden in Fredersdorf von vielen Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam ehrenamtlich geleistet.

Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligte!
Alle Einnahmen, so auch die Spenden und Erlöse aus dem Verkauf kommen dem Dorf Fredersdorf zu Gute.

 

Das Fredersdorfer Erntedankspiel

Eine Reise in die 60ziger Jahre im Dorf

Nach 14 Uhr werden von Schauspielerinnen und Schauspielern aus dem Dorf in Fredersdorfer Mundart in kleine Szenen und Bilder aus dem Fredersdorfer Dorfleben der 60ziger Jahre mit Orginalrequisiten, Orginalkleidern und -frisuren dargestellt.

Das Fredersdorfer Theater hat sich über viele Jahre bei Herbstfesten und Grippenspielen zu einer ganz eigenen Form entwickelt.

Eine Fahrt zum Feld wird gespielt, indem ein alter Leiterwagen, der einen eisernen, sehr einfachen Plug geladen hat, im Kreis um den Platz vor dem Gemeinschaftshaus gefahren wird. Die Szene eröffnet das Theaterspektakel.

Gezogen wird der Wagen von zwei Ackergäulen, – gespielt von zwei Jungen mit Steckenpferden zwischen den Beinen. Diesem Leiterwagen begegnet ein Mann auf einem alten Fahrrad auf dem Weg zum Bahnhof bei Fredersdorf, um mit der Reichsbahn in Brandenburg zur Arbeit zu fahren. Es entspinnt sich ein kurzer Dialog in Platt.

Durch das Zeitgeschehen führen drei Vorleserinnen, die im Wechsel von den politischen Ereignissen der 60ziger Jahre und ihren Auswirkungen auf das Dorfleben erzählen. Die Geschichten sind sorgfältig recherchiert und zu einem großen Teil selbst erlebt.

Die Zuschauer erleben mit großer Spannung und vielen komischen Moment in gestellten Bildern und Szenen mit kurzen Dialogen in der Fredersdorfer Mundart die bewegte Geschichte der 60ziger Jahre im Dorf.

Brisante Themen, wie die Republikflucht einiger Familien und auch des damaligen Bürgermeisters, der erzwungene Beitritt der Fredersdorfer Landwirte in die LPG des Typs 1, die unangenehmen Werber, die von der Partei geschickt wurden, um die Landwirte gefügig zu machen, werden am Stammtisch im Wirtshaus des Dorfes besprochen.

Die Zuschauer können direkt miterleben, wie sich die müden Männer nach der Arbeit auf die Wirtshausstühle fallen lassen. Dort schenkt die Wirtin Frau Renner auf Zuruf das Bier ein. Die Dialoge der Bauern, teils unter vorgehaltener Hand, klingen so echt und spontan, dass der Zuschauer nicht ausmachen kann, was eigentlich geplant war und was improvisiert wird. Am Ende der Szene räumt Frau Renner ab und wischt die Tische.

Gespielt und berichtet wird so auch von den Schwierigkeiten mit dem neuen System LPG: dem neuen strittigen Abrechnungssystem der Arbeitsstunden, der enormen Arbeitsbelastung insbesondere für die Frauen, die vor und nach dem Steineklauben und anderer schwerer LPG-Arbeit noch Melken, Kinder und Haushaltsarbeit zu leisten hatten.

Wir sehen eine lebendige Szene mit den Kindern, deren Aufgabe es war, immer am späten Freitagnachmittag die Butter für die ganze Familie bei Frau Frau Nichelmann abzuholen. Dafür gab es gab es bei Frau Frau Nichelmann jede Woche leckere und unvergessene Pfannkuchen. Die Butter war rationiert: Pro Person und Woche bestand ein Anrecht auf ein Stück Butter zu je 250 Gramm.

Unter großem Hallo und Jubel wird von zwei Frauen wird eine Melkszene dargestellt. Eine spielt die Bäuerin, die andere die Kuh. Überraschenderweise ist der alte Metalleimer, der in eine alte Milchkanne umgeschüttet wird, wirklich voller Milch. Selbst die Kuh ist begeistert.

Mehrere Szenen beschäftigen sich mit dem riesigen, neuen Fernseher, der durch einen großen Pappkarton mit kleinen viereckigen Loch im oberen Teil dargestellt wird. Eine Live-Übertragung eines italienischen Mandolinenkonzertes, das bei der Aufführung heute bei der Herbstfestvorstellung überraschenderweise auch live von hinter den Schaupielern sitzenden Mandolinenspielerinnen aus Michenberg gespielt wird, war im Dorf damals ein Gemeinschaftsereignis. Denn nur sehr wenige Haushalte einen Fernseher besaßen damals einen eigenen Fernseher. Am Ende der Aufführung wird das altbekannte damalige Störbild vor das Loch im Pappfernseher geklappt.

Das Sändmännchen wird gespielt von einem Mädchen, dass erst in den Karton klettert, dann munter rausschaut und emsig Sand auf die vor dem Fernseher versammelten Kinder und Eltern im Schlaf- und Hausanzug streut.

In einer andere Szene begrüßt Mann in Pantoffeln und mit Kravatte seine schöne Nachbarin, die mit einer Flasche Wein in der Hand vor seiner pantomimisch angedeuteten Haustüre steht. Er bittet sie höflich hinein, schließt die Türe. Beide setzten sich sichtlich erfreut und auch verlegen an den Tisch vor die Fernsehkiste, die er umständlich bedient. Zwei Gläser stehen schon auf dem Tisch. Aus dem Fernseh-Rendez-vouz wurde, so berichten die Vorleserin, später ein Paar und eine neue Fredersdorfer Familie.

Kalte Winter waren für die Beheizung der Fredersdorfer Schule im Schloss eine große Herausforderung. Hausmeister Otto Ulbrich, den die Schüler insgeheim „Opa Ottel“ nannten, wird gespielt, wie er mühsam mit einem Feuerhacken in der Hand Kohlenstücke in verschiedene Öfen, – sprich an verschiedenen Stellen des Dorfplatzes auf den Boden legt.

Für die Kinder gab es Kindergarten und Schule im Dorf. Zahlreiche Aktivitäten der Kinder, wie Schwimmen in der Fredersdorfer Badeanstalt, Radtouren mit Herrn Leisegang, Schlittenfahren und Eislaufen werden von den Kindern des Dorfes dargestellt.

Die Jugend des Dorfes, dargestellt von der Jugend des Dorfes zeigt sich mit längeren Haaren und kürzeren Röcken. „Sie hörten andere Musik, neuerdings auch Beat.“ Eifrig planen sie die Aktivitäten des Wochenendes: Die Wochenendes mit Kino in Ragösen oder Jugendtanz in Lütte?

Als 1965 das Lehrerehepaar Neufeld an die Fredersdorfer Schule kam, gründete Manfred Neufeld eine Mandolinengruppe, die dargestellt von der Jugend auf Pappmandolinen das Ännchen von Tharau spielen, während die echte Mandolinengruppe im Hintergrund das Stück live aufführt. Eine der Mandolinenspielerinnen aus Michelsdorf, so die Vorleserin, kam damals zu ihrem Instrument.

Ein herzliches Dankeschön an die Mandolinengruppe!

Dramatisch war ein Brand des Kirchendaches im Winter 1967. Gespielt wird er mit einer Zeichnung der brennenden Dorfkirche auf einer Leinwand, während die Schauspielerinnen und Schauspieler heftig mit Metalleimern schwenken, um das Feuer auf dem Bild zu löschen. Das Bild fällt zu Boden, das Löschen gelingt. Szenen-Applaus!

In der langen Zeit des Wiederaufbaus der Kirche fanden alle kirchlichen Aktivitäten im Wirtshaus statt. „Vor leeren Bier- und Brausekästen“, so die Vorleserinnen, „wurden sogar Kinder getauft oder Abendmahl gefeiert.“

Und vielleicht ist die echte, große Bühne, die die Kinder damals für das Krippenspiel im Gasthof vorfanden, ja der Anfang der Fredersdorfer Theatertradition?

 

Quiz zur Aufführung, Spiele und Basteln

Mit einem kleinen Quiz im Anschluss an die Vorführung, den nur eine Gruppe fehlerfrei bestand, wurde das Gelernte vertieft, und es gab es sogar kleine Preise.

Selbst geerntete, selbst gefertigte und selbst ausgewählte Preise aus dem Dorf gab es auch bei der jährlichen Tombola.

Für die Kinder, den möglichen Feuerwehrnachwuchs, veranstaltete die Feuerwehr auf der Wiese hinter dem Dorfgemeinschaftshaus einen kleinen Spritzwettbewerb.

Wer sich dafür interessierte, erhielt eine kompetente und detaillierte Erklärung des Feuerwehrautos und der Kompetenzen und Einsatzschwerpunkte der freiwilligen Feuerwehr in Fredersdorf.

Ein Galgenkegelspiel war aufgebaut, und auch da konnte man etwas gewinnen. Ein Höhepunkt war die mit Spannung verfolgte Versteigerung einer Weihnachtsgans aus einer Fredersdorfer Zucht.

Die Kinder vergnügten sich die ganze Zeit in der Hüpfburg oder bastelten unter Anleitung einiger Erwachsener mit bunten, liebevoll vorbereiteten Materialien im Gemeinderaum in der Kirche.

Abschließend gab es für die Kinder einen kleinen Laternenumzug mit Kinderliedern, die auf dem Akkordion begleitet und von Eltern und Kindern eifrig mitgesungen wurden.

Der lange Tag klang mit heißen Würstchen und anregenden Gesprächen aus.

Text: Claudia Biel